Haben Sie schon mal 10 Minuten lang, im Sitzen oder Liegen, in einem gleichmäßigen Rhythmus,
zum Beispiel im Verhältnis von 4 zu 8 Sekunden, ein- und ausgeatmet?
Haben Sie bewusst daran gedacht, bei körperlichem Einsatz, sei es bei übungen oder bei alltäglichen
Anstrengungen, nicht nur das Gleichgewicht und die Stabilität zu wahren, sondern ebenso gleichzeitig glücklich und gelassen zu bleiben?
Wenn Sie ruhig werden möchten, um tief über ein Thema zu reflektieren, können Sie dann den viel beschäftigten Geist zur Ruhe bringen und trotzdem wach bleiben?
Hier bietet Yoga eine Antwort. Denn Yoga bedeutet, die Einheit zwischen Körper und Geist mittels des Atems wiederherzustellen.
Yoga ist über mehrere Jahrtausende in Indien entstanden.
Im Laufe der Zeit haben sich in den unterschiedlichen Regionen des indischen Subkontinents
viele verschiedene Yoga-Richtungen gebildet.
Zu einer der bedeutendsten Traditionen gehört das Yoga
meines Lehrers Sri T.K.V. Desikachar.
Sein Lehrer und Vater Sri T. Krishnamacharya vertrat sowohl die Lehren des großen
Yogameisters Sri Ramamohana Bramhacharya aus den hohen Bergen Nordindiens als
auch die seines spirituellen Vorfahren Sri Nathamuni aus den tiefen Süden.
Sri T. Krishnamacharyas war über 60 Jahre als Lehrer tätig.
Einige seiner Schüler übten weltweit einen grossen Einfluss auf den heutigen Yoga aus, vor allem Sri Sri B.K.S. Iyengar, Sri Pattabhi Jois und Srimati Indira Devi sind berühmte Yogapersönlichkeiten, die auch seine Schüler waren.
Zu den nachhaltigen Schülern von Sri T. Krishnamacharya zählen vor allem:
Sri T.K.V. Desikachar, siehe (Siehe hier unter Yoga / T.K.V. Dedsikachar)
Und zwei weitere aktive, langjährige und direkte Schüler:
Sri T.K. Bhashyam und Sri Srivatsa Ramasvami
Yoga umfasst mehrere Komponenten – Körperübungen, Atemübungen, Meditation, Textstudien, persönliche Lebensführung sowie Verhalten zur Welt und zu anderen Menschen. In diesem traditionellen Yoga nach Sri T. Krishnamacharya ist es Ziel, die Schüler allmählich in all diese Aspekte des Yogas einzuführen. Deshalb ist bei ihm kein zusätzliches Attribut zum Begriff Yoga, wie er ihn unterrichtet, zu finden.
Der Yogastil heißt schlicht Yoga.
Hathayoga wiederum ist ein Begriff, mit dem alle Yogarichtungen bezeichnet werden, die Körperarbeit mit in ihr Yogaprogramm integrieren.
Meinen Stil nenne ich deshalb Yoga, Hathayoga sowie Traditioneller Yoga.
Die Besonderheiten des Yoga in der Tradition Sri T.Krishnamacharyas:
Yoga wird den eigenen Potentialen angepasst.
Es gibt kein vorgegebenes Standardprogramm,
sondern entsprechend der Fähigkeiten und Bedürfnisse des Einzelnen wird das
Übungsprogramm für Einzelne aus einer umfangreichen Reihe von Körperübungen,
Atemübungen, Reflexionen und Mantras ausgewählt.
Damit rückt der Mensch in den Mittelpunkt des Yoga.
Am Ende jeder Stunde bekommen Schüler einen neuen Übungsbogen,
ihr regelmäßiges Üben zu Hause wird gefördert.
Für den Yogaunterricht wird eine von drei Richtungen festgelegt.
Shaktikrama - Kraft und Gesundheit fördern. Mit Asanas und Pranayamas, Körper- und Atemübungen wird der Übende Schritt für Schritt
an seine
Belastbarkeitsgrenze geführt. Ziel ist es, Kraft, Vitalität und geistiges Gleichgewicht aufzubauen.
Chikitsakrama - gesundheitliche Beschwerden bewältigen.
Hier setzen wir an mit Körperübungen, Atemübungen, Stimmübungen und Reflexionen aus dem
Yoga, die jeweils an die gesundheitlichen Bedürfnisse angepasst werden,
um Beschwerden und ihre psychosomatischen Faktoren auf zu lösen.
Adhyatmakrama - zur mentalen Ruhe und Meditation gelangen.
Entsprechend der persönlichen Bedürfnisse und Fähigkeiten werden die verschiedenen Aspekte
des Yoga - Asanas, Prananyama, Mantra, Meditation und Texte - vermittelt.
Der Atem, Prana, die Essenz des Lebens steht im Mittelpunkt alles Übens.
Kraftvolle Asanas und Vinyasas werden immer mit einem langsamen und langen Atem mit oder ohne Atempausen kombiniert.
Das Gleichgewicht von Geist und Körper wird damit hergestellt, da das Befinden von Körper und Geist beide
von dem des Atems abhängen.
In der Heilung ebenfalls spielt die Fähigkeit, den eigenen Atem zu schulen und zu verlangsamen, die zentrale Rolle.
Damit werden falsche Atemmuster gelöst und das Gleichgewicht von Geist und Körper hergestellt.
Auch für Meditatives steht die Atemkontrolle als Voraussetzung, Abschweifungen der Gedanken zu beruhigen
und Wachsamkeit zu fördern.
Mein Unterricht entspricht diesem Konzept von Sri T. Krishnamacharya,
das ich bei meinem Lehrer Sri T.K.V. Desikachar gelernt habe.
Die wichtigste Figur in der Geschichte des Yoga ist Patanjali,
der vor etwa 2000 Jahren
die Grundlehrschrift des Yoga, das Yogasutra verfasste.
Gute Grundkenntnisse dieser Lehrschrift sind absolute Voraussetzung für jeden Yogalehrer.
Sie führt uns immer wieder zurück zum Hauptanliegen des Yoga,
nämlich die eigenen Illusionen und Schwächen zu erkennen und ihnen durch Übung ihnen entgegenzuwirken,
so dass sie uns nicht aus dem inneren Gleichgewicht bringen.
Yogasutra ist reich an Konzepten für körperliche und mentale Übungen.
Hier zwei Beispiele:
• Yogasutra 2.47
Bei Körperübungen sind zwei Anleitungen wichtig:
a) kraftvoll üben und dabei die Lockerheit beibehalten,
b) die Aufmerksamkeit des Geistes nicht verändern, sondern auf etwas Konstantes ausrichten.
• Yogasutra 1.34
Wenn innerer Druck (Stress, in moderner Sprache) entsteht,
lassen Sie den Atem mehrmals sehr langsam und vollständig
heraus fließen.
Sri T. Krishnamacharya war eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten des Yoga unserer Zeit.
Er lehrte viele Menschen bis zu seinem Ableben im Alter von 101 -
Maharadschas, Kinder, Frauen, einfache Menschen mit Krankheiten, Europäer
und vor allem viele der weltbekannten Yogameister von heute
wie Sri T.K.V. Desikachar, Sri Pattabhi Jois, Sri B.K.S. Iyengar und Srimati Indira Devi.
Sri T. Krishnamacharyas Genialität lag in seiner Fähigkeit,
das Wissen des Yoga an den sich verändernden Lebensstilen und Bedürfnissen der modernen Menschen zielgenau anzupassen.
Seine Körperbeherrschung und daraus folgend seine leibliche Präsenz waren legendär.
Für seine Darlegungen der indischen Philosophie, insbesondere der Yogaphilosophie, genoss er die Hochachtung
vieler indischer Gelehrten.
Vor allem aber wird er für viele Menschen der liebevolle Heiler bleiben, der ihnen mit Yoga,
Medizin und Worten ihre Gesundheit zurückgab.
Sri T.K.V. Desikachar ist weltweit bekannt als der Lehrer der Yogalehrer.
Dass wir heute in Chennai ein derartig gut strukturiertes und bedeutungsvolles Yogazentrum haben,
in dem Tausende von Menschen Yoga lernen und weitere Tausende von Menschen mit diversen Krankheiten
einen Heilungsweg finden, verdanken wir seiner Vision und seinem unermüdlichen Einsatz seit den siebziger Jahren.
Der tiefe Respekt, mit dem er Yoga achtet, die Art und Weise, wie er über seinen Vater und Lehrer,
Sri T. Krishnamacharya spricht, wie er
für Kranke die Yogatechniken als Heilmittel einsetzt und Schülern sowie Freunden und Bekannten begegnet,
machen ihn gleichzeitig zu einem außerordentlich bewunderungs- als auch liebenswürdigen Menschen.
Wie kein anderer Meister vermittelt er auf hervorragende Weise die Notwendigkeit der Professionalität bei Yogalehrern:
Sowohl durch sein eigenes Beispiel als auch durch seinen Unterricht.
Sri T.K.V. Desikachar verdanke ich mein gesamtes Wissen des Yoga.
Ein Interview mit T.K.V. Desikachar zum Thema Heilen aus der Süddeutschen Zeitung können sie hier herunterladen:
-> Heilen <- (1MB, ~5min Analog)
R. Sriram, aus Madras
(heute Chennai), ist langjähriger Schüler von Sri T.K.V.Desikachar.
Er unterrichtete mehrere Jahre an dessen Yogazentrum, Krishnamacharya Yoga Mandiram
in Madras.
In dieser Zeit hatte er das Glück, auch an Unterrichtsstunden von Sri T.Krishnamacharya
teilzunehmen.
1987 ist R. Sriram mit seiner Familie nach Deutschland gezogen.
Heute teilt er seine Zeit zwischen Chennai, München und Odenwald.
Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind:
• Interpretation der Yogaphilosophie in einer modernen Sprache
• Anwenden von sehr leichten bis sehr fordernden Asanas und Vinyasas entsprechend
der Kapazität und dem Bedürfnis des Übenden
• Einsetzen von Pranayamas - dem zentralen Glied in Yoga
• Vermitteln von vedischen Texten und Mantras als Mittel für die
Meditation
R. Sriram bietet Einzelunterricht, Seminare, Weiterbildungen und regelmäßige
Vorträge,
schreibt Bücher und wirkt als Gastreferent an Universitäten
und Yogaausbildungsstätten.
Ein paar Leitgedanken, über die Sie reflektieren sollten, wenn sie Yoga lernen möchten
Was bringt Yoga?
Yoga steigert Ihre Kraft, Energie und Widerständsfähigkeit.
Wenn es so geübt wird, dass es Ihre persönliche Bedürfnisse und Besonderheiten berücksichtigt, kann es Ihre Beschwerden lösen helfen.
Fragen Sie sich vor dem Beginnen mit Yoga, "Was sind meine körperlichen Stärken und Schwächen? Was erwarte ich vom Yoga?"
Worauf sollten man beim Lehrer achten?
Gute Yogalehrer üben vor allem regelmäßig für sich selbst. Sie haben eine solide Ausbildung von 3 bis 4 Jahren und haben selbst eine Lehrerin oder einen Lehrer,
um ihre Praxis zu vertiefen.
Fragen Sie sich "Was hat der Lehrer für eine Ausbildung? Wo und bei wem bildet er sich aus und weiter? Spricht mich seine Persönlichkeit an?"
Wozu sollte man bereit sein:
Wichtig ist, besonders in der ersten Zeit regelmäßig Yogaunterricht zu besuchen.
Falls Sie Bücher inspiriert haben, Yoga zu üben, ist es trotzdem wichtig Korrekturen zu haben.
Falsche Anwendung der Yogatechnik kann Schaden bringen, ebenso wie die richtige Durchführung positive Ergebnisse.
Fragen Sie sich "Habe ich Zeit zu üben?
Kann ich Kenntnisse in einem neuen Fach verdauen?
Bin ich nur interessiert an einem regelmäßigen Treff mit Yogaübenden oder will ich mich wirklich darauf einlassen, dass ich hier was Neues lerne?"